KUNST & UNTERNEHMEN
| November 2018 |
„Mit einer Sammlung muss man aktiv arbeiten – dann kann sie einem Musikinstrument gleich stets neue Töne erzeugen.“
Interview anlässlich der add art vom 22. bis 25. November 2018
mit Hubertus von Barby, add art, und Frau Dr. Franziska Nentwig, Geschäftsführerin Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V., veröffentlicht im Online-Magazin add art
Sammlung im Grand Elysée Hamburg Foto: Helge Mundt, Hamburg
Hubertus von Barby, add art: Der Kulturkreis ist eine Institution, in der kulturfördernde Unternehmen versammelt sind. Welche Vorteile hat eine Mitgliedschaft?
Dr. Franziska Nentwig, Kulturkreis: Der Kulturkreis ist seit seiner Gründung 1951 ein einzigartiges Forum für Kunst- und Kulturinteressierte aus der Wirtschaft. Eine Mitgliedschaft führt Gleichgesinnte zusammen, die sich als Akteure mit Gestaltungswillen auf dem Feld der privaten Kulturförderung sehen. Wir vernetzen unsere aktuell rund 400 Mitglieder und ermöglichen einen branchenübergreifenden Austausch zu Formen, Zielen und Rahmenbedingungen der unternehmerischen Kulturförderung. Wir beziehen dabei alle Formen des Engagements ein: vom Sponsoring, dem Corporate Volunteering, eigenen Kulturangeboten, vielfältigen Formen der Public Private Partnerships bis hin zum Mäzenatentum. Wer mag, kann sich dabei aktiv in den Förderbereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur und Musik sowie den Arbeitskreisen Kulturförderung, Corporate Collecting und Kulturelle Bildung engagieren.
Unternehmerische Kulturförderung, die rein mäzenatisch ist, wird gerne gesehen. Das klassische Kultursponsoring, das auf „Geben und Nehmen“ angelegt ist, wird hingegen nach wie vor häufiger kritisiert („Wirtschaft instrumentalisiert Kultur“). Was sagen Sie dazu?
Der Löwenanteil der Mittel für Kultur wird zwar durch die öffentliche Hand erbracht, es wird jedoch zunehmend deutlich, dass viele Kunstschaffende und Kulturinstitutionen ihre Projekte nicht oder zumindest nicht in der gewünschten Form ohne die tätige Mithilfe aus der Wirtschaft realisieren können. Unternehmerisches Kulturengagement ist heute ein ganz wichtiger gesellschaftlicher Faktor, ohne den unser Kulturleben längst nicht so lebendig und reichhaltig wäre.
Ist die Quelle von Finanzierung und Förderung eigentlich so entscheidend?
Fakt ist: Früher ging es nicht ohne Könige, Fürsten, Kirche und reiche Bürger, die sich mit Kunst umgaben und Künstler förderten, und auch heute können Künstler nicht ohne Geld, Aufträge, Unterstützung und Wertschätzung leben. Sie brauchen nicht nur ein Publikum, sondern natürlich auch Auftraggeber, Käufer und Unterstützer. Das sind heute etwa öffentliche Museen, Theater, Orchester – und eben auch Sponsoren oder Mäzene aus der Wirtschaft. Letztere haben wie wir alle das Recht, sich in Kunst und Kultur einzubringen. Es ist für Kunst und Kultur doch nur gut, wenn sie aus vielen Quellen gefördert wird.
Welche Relevanz hat Kultursponsoring heute noch?
Beim Sponsoring verfolgen beide Partner bestimmte Ziele und wollen jeweils positive Impulse für ihre Arbeit erhalten. Die Kultur braucht das Geld, die Sponsoren versprechen sich in der Regel einen positiven Push für das Firmenimage, die Marke, die Kundenbindung, im besten Fall auch die zusätzliche Motivation von Mitarbeitern und Impulse für die Unternehmenskultur. Das sind für alle Seiten legitime Ziele. Das für uns alle dabei Erfreuliche ist: Die Allgemeinheit profitiert davon – durch kulturelle Veranstaltungen, die unseren Horizont erweitern. Schwierig wird es jedoch dann, wenn die Spielregeln verletzt werden oder Sponsor und Gesponserter inhaltlich nicht schlüssig zueinander passen. In Einzelfällen findet das dann nicht den ungeteilten Beifall der Öffentlichkeit.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
Beispielhaft möchte ich die Kontroverse um den italienischen Waffenhersteller Beretta nennen. Die Eigner-Familie hatte dem Künstler Christo 2016 für sein Projekt „Floating Peers“ ihre Privatinsel im Iseo-See zur Verfügung gestellt. Durch die Öffentlichkeit wurde moralisch die Quelle des Reichtums des Unternehmens beanstandet. Ohne Beretta wäre aber dieses weltweit Aufsehen erregende Kunstprojekt nicht möglich gewesen. Was also in solchen Fällen tun? Auch der Internationale Museumsverband ICOM kann als Rat für Kunst- und Kulturinstitutionen nur diffuse Anhaltspunkte bieten: „Bei der Suche nach finanzieller Unterstützung für Tätigkeiten, von denen eine bestehende Gemeinschaft betroffen ist, sollte nicht gegen deren Interessen gehandelt werden.“
Was raten Sie den Beteiligten?
Es muss mit Bedacht von beiden Seiten geprüft werden, ob man miteinander arbeiten möchte. Potentielle Partner aus Kultur und Wirtschaft stehen daher am Beginn einer möglichen Zusammenarbeit immer vor der Herausforderung, sich ehrlich über ihre gegenseitigen Erwartungen im Klaren zu werden. Aber ich kann nur dafür plädieren, dass hier beide Seiten mutig sind und Neues wagen. Kunst- und Kulturvorhaben sind per se immer Experimente mit offenem Ausgang und auch die Beteiligung als Förderer verlangt Risikobereitschaft.
Wer sollte den ersten Schritt machen?
Heute sind es erfreulicherweise oft Kultureinrichtungen oder Künstler, die von sich aus Wege zu Unternehmen oder Unternehmerpersönlichkeiten suchen, um Kooperationen und Projekte anzubieten. Voraussetzung ist dabei immer, dass die künstlerische Eigenständigkeit respektiert wird. Vice versa müssen aber auch die Kunst- und Kulturschaffenden gerade beim klassischen Projektsponsoring wahrnehmen, dass ein Unternehmen oder eine Privatperson bestimmte Überlegungen und Zielsetzungen mit ihrer Unterstützung verbindet.
Wie können sich Kultur und Wirtschaft noch stärker annähern?
Es geht nicht um Nähe oder Ferne. Beide sind ohnehin unauflöslich miteinander verwoben: Für Künstler wie Unternehmer sind die wichtigsten Ressourcen Kreativität, Offenheit und der Mut, etwas zu wagen und Dinge voranzubringen. Kultur und Wirtschaft können daher auch voneinander lernen. Genau hier agiert übrigens der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft mit eigenen Projekten, beispielsweise mit seinen Programmen zur Schulung kultureller Kompetenzen zukünftiger Führungskräfte in der Wirtschaft.
Welche Trends sehen Sie im Bereich Kulturförderung?
Um genau diesen Fragen nachzugehen, arbeitet der Kulturkreis in Kooperation mit dem Institut für Kultur und Medienwirtschaft (IKMW) gerade an einer Studie zur unternehmerischen Kulturförderung. Diese soll Anfang 2019 veröffentlicht werden. Eine Entwicklung, die wir beobachten, ist beispielsweise die wachsende Verknüpfung von kulturellen mit sozialen Anliegen. Ein Beispiel dafür liefert etwa die KRATZER AUTOMATION AG aus Unterschleißheim, die sich für Anerkennung künstlerischer Leistungen von Menschen mit Behinderung engagiert und dafür 2017 den Deutschen Kulturförderpreis gewonnen hat. Andere wiederum bemühen sich darum, Menschen aus allen sozialen Schichten den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen oder unterstützen die Integration von Flüchtlingen über kulturelle Angebote.
Beim Kulturkreis gibt es auch einen eigenen Arbeitskreis zum Thema „Corporate Collecting“: Worin liegt der Reiz für ein Unternehmen, eine Sammlung aufzubauen und zu unterhalten?
Mich beeindruckt gerade in unserem Arbeitskreis Corporate Collecting – er vereint knapp 40 kunstsammelnde Unternehmen vom Mittelstand bis zum global agierenden Konzern – immer wieder die große Fachkunde und Ernsthaftigkeit im Umgang mit den jeweiligen Sammlungen sowie die Vielfalt der Sammlungskonzepte. Es ist keinesfalls so, dass die Impulse, die eine Sammlung nach innen in ein Unternehmen oder nach außen in die Gesellschaft geben kann, allein durch ihre Größe und den materiellen Wert ihrer Objekte bestimmt werden. Die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit Kunstwerken kann uns aus unserer „Komfortzone“ holen und einen Freiraum ermöglichen, in dem wir diskutieren, nachdenken, erforschen, hinterfragen, emotional bewegt werden und agieren können. Das ist keine Frage des Budgets, sondern macht für mich den eigentlichen Reiz der Kunst aus.
Unternehmen mit Sammlungen beschwören gerne die positive Wirkung der Kunst nach innen. Nicht immer wird das in der Praxis so eingelöst. Wie kann ein Unternehmen die Kunst im Hause zu einem echten Impulsgeber machen?
Es gibt keinen Königsweg zur Belebung einer Sammlung. Jedes Unternehmen muss hier selbst erfinderisch sein. Aber man kann immer von anderen Konzepten lernen. Meiner Meinung nach können Unternehmenssammlungen ihre Strahlkraft besonders erfolgreich nach innen und letztlich dann auch nach außen entfalten, wenn im Kreis der Mitarbeiter und der Geschäftsleitung ein Klima der Wertschätzung für die Sammlung und Interesse an ihr geschaffen werden kann. Wenn die Existenz der Sammlung in den Köpfen nicht präsent ist, kann sie auch keine Wirkung entfalten. Ich persönlich empfinde die Präsentation von Firmensammlungen besonders spannend, wenn sie „atmet“, also immer wieder mit ihr gearbeitet wird und sie damit, einem Musikinstrument vergleichbar, stets neue „Töne“ erzeugen kann.
Welche Rolle spielt die Vermittlung?
Es erscheint mir wichtig, dass Angebote zur Interpretation des Gezeigten vermittelt werden. Es ist egal, ob es sich dabei um Dauer- oder Sonderpräsentationen handelt. Beide bieten die Möglichkeit, etwas Ideelles gemeinsam zu erleben und miteinander ins Gespräch zu kommen. Das Besondere bei Kunst ist ja gerade: Gemeinsames „Sehen“ heißt nicht, dass alle das Gleiche wahrnehmen! Kunst geht vom Objekt aus, sie findet aber eigentlich im Kopf statt. Und jeder Kopf kann anders kreativ sein! Und darum geht es genau.
Nehmen Sie sich persönlich hin und wieder Zeit für Kunst und Kultur? Gibt es etwas, das Sie zuletzt besonders fasziniert hat?
Ich teile das Schicksal vieler für die Kunst und Kultur Verantwortlicher: Man hat das Glück, dass die Gedanken ohnehin den ganzen Tag lang um Kultur kreisen, und gleichzeitig das Pech, dass viel zu wenig Zeit für den eigenen Kunstgenuss bleibt. Ich habe im Geist eine Riesenliste von Ausstellungen, Theaterstücken und Konzerten, die ich gerne sehen, erleben und hören würde. Tatsächlich schaffe ich nur einen Bruchteil davon. Unverhofft spannend war für mich kürzlich der Besuch des 2016 eröffneten Museums Voorlinden in Den Haag, ein Haus, in dem privat gesammelte Kunst eines Unternehmers mit einer außergewöhnlichen Architektur und der umgebenden Natur eine ganz besondere Verbindung eingeht. Wirklich alle Gäste – ob klein, ob groß, alt oder jung – hatten ein Lächeln im Gesicht! Dass Kunst so etwas schaffen kann, fasziniert mich.
Dr. Franziska Nentwig, Kulturkreis: Der Kulturkreis ist seit seiner Gründung 1951 ein einzigartiges Forum für Kunst- und Kulturinteressierte aus der Wirtschaft. Eine Mitgliedschaft führt Gleichgesinnte zusammen, die sich als Akteure mit Gestaltungswillen auf dem Feld der privaten Kulturförderung sehen. Wir vernetzen unsere aktuell rund 400 Mitglieder und ermöglichen einen branchenübergreifenden Austausch zu Formen, Zielen und Rahmenbedingungen der unternehmerischen Kulturförderung. Wir beziehen dabei alle Formen des Engagements ein: vom Sponsoring, dem Corporate Volunteering, eigenen Kulturangeboten, vielfältigen Formen der Public Private Partnerships bis hin zum Mäzenatentum. Wer mag, kann sich dabei aktiv in den Förderbereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur und Musik sowie den Arbeitskreisen Kulturförderung, Corporate Collecting und Kulturelle Bildung engagieren.
Unternehmerische Kulturförderung, die rein mäzenatisch ist, wird gerne gesehen. Das klassische Kultursponsoring, das auf „Geben und Nehmen“ angelegt ist, wird hingegen nach wie vor häufiger kritisiert („Wirtschaft instrumentalisiert Kultur“). Was sagen Sie dazu?
Der Löwenanteil der Mittel für Kultur wird zwar durch die öffentliche Hand erbracht, es wird jedoch zunehmend deutlich, dass viele Kunstschaffende und Kulturinstitutionen ihre Projekte nicht oder zumindest nicht in der gewünschten Form ohne die tätige Mithilfe aus der Wirtschaft realisieren können. Unternehmerisches Kulturengagement ist heute ein ganz wichtiger gesellschaftlicher Faktor, ohne den unser Kulturleben längst nicht so lebendig und reichhaltig wäre.
Ist die Quelle von Finanzierung und Förderung eigentlich so entscheidend?
Fakt ist: Früher ging es nicht ohne Könige, Fürsten, Kirche und reiche Bürger, die sich mit Kunst umgaben und Künstler förderten, und auch heute können Künstler nicht ohne Geld, Aufträge, Unterstützung und Wertschätzung leben. Sie brauchen nicht nur ein Publikum, sondern natürlich auch Auftraggeber, Käufer und Unterstützer. Das sind heute etwa öffentliche Museen, Theater, Orchester – und eben auch Sponsoren oder Mäzene aus der Wirtschaft. Letztere haben wie wir alle das Recht, sich in Kunst und Kultur einzubringen. Es ist für Kunst und Kultur doch nur gut, wenn sie aus vielen Quellen gefördert wird.
Welche Relevanz hat Kultursponsoring heute noch?
Beim Sponsoring verfolgen beide Partner bestimmte Ziele und wollen jeweils positive Impulse für ihre Arbeit erhalten. Die Kultur braucht das Geld, die Sponsoren versprechen sich in der Regel einen positiven Push für das Firmenimage, die Marke, die Kundenbindung, im besten Fall auch die zusätzliche Motivation von Mitarbeitern und Impulse für die Unternehmenskultur. Das sind für alle Seiten legitime Ziele. Das für uns alle dabei Erfreuliche ist: Die Allgemeinheit profitiert davon – durch kulturelle Veranstaltungen, die unseren Horizont erweitern. Schwierig wird es jedoch dann, wenn die Spielregeln verletzt werden oder Sponsor und Gesponserter inhaltlich nicht schlüssig zueinander passen. In Einzelfällen findet das dann nicht den ungeteilten Beifall der Öffentlichkeit.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
Beispielhaft möchte ich die Kontroverse um den italienischen Waffenhersteller Beretta nennen. Die Eigner-Familie hatte dem Künstler Christo 2016 für sein Projekt „Floating Peers“ ihre Privatinsel im Iseo-See zur Verfügung gestellt. Durch die Öffentlichkeit wurde moralisch die Quelle des Reichtums des Unternehmens beanstandet. Ohne Beretta wäre aber dieses weltweit Aufsehen erregende Kunstprojekt nicht möglich gewesen. Was also in solchen Fällen tun? Auch der Internationale Museumsverband ICOM kann als Rat für Kunst- und Kulturinstitutionen nur diffuse Anhaltspunkte bieten: „Bei der Suche nach finanzieller Unterstützung für Tätigkeiten, von denen eine bestehende Gemeinschaft betroffen ist, sollte nicht gegen deren Interessen gehandelt werden.“
Was raten Sie den Beteiligten?
Es muss mit Bedacht von beiden Seiten geprüft werden, ob man miteinander arbeiten möchte. Potentielle Partner aus Kultur und Wirtschaft stehen daher am Beginn einer möglichen Zusammenarbeit immer vor der Herausforderung, sich ehrlich über ihre gegenseitigen Erwartungen im Klaren zu werden. Aber ich kann nur dafür plädieren, dass hier beide Seiten mutig sind und Neues wagen. Kunst- und Kulturvorhaben sind per se immer Experimente mit offenem Ausgang und auch die Beteiligung als Förderer verlangt Risikobereitschaft.
Wer sollte den ersten Schritt machen?
Heute sind es erfreulicherweise oft Kultureinrichtungen oder Künstler, die von sich aus Wege zu Unternehmen oder Unternehmerpersönlichkeiten suchen, um Kooperationen und Projekte anzubieten. Voraussetzung ist dabei immer, dass die künstlerische Eigenständigkeit respektiert wird. Vice versa müssen aber auch die Kunst- und Kulturschaffenden gerade beim klassischen Projektsponsoring wahrnehmen, dass ein Unternehmen oder eine Privatperson bestimmte Überlegungen und Zielsetzungen mit ihrer Unterstützung verbindet.
Wie können sich Kultur und Wirtschaft noch stärker annähern?
Es geht nicht um Nähe oder Ferne. Beide sind ohnehin unauflöslich miteinander verwoben: Für Künstler wie Unternehmer sind die wichtigsten Ressourcen Kreativität, Offenheit und der Mut, etwas zu wagen und Dinge voranzubringen. Kultur und Wirtschaft können daher auch voneinander lernen. Genau hier agiert übrigens der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft mit eigenen Projekten, beispielsweise mit seinen Programmen zur Schulung kultureller Kompetenzen zukünftiger Führungskräfte in der Wirtschaft.
Welche Trends sehen Sie im Bereich Kulturförderung?
Um genau diesen Fragen nachzugehen, arbeitet der Kulturkreis in Kooperation mit dem Institut für Kultur und Medienwirtschaft (IKMW) gerade an einer Studie zur unternehmerischen Kulturförderung. Diese soll Anfang 2019 veröffentlicht werden. Eine Entwicklung, die wir beobachten, ist beispielsweise die wachsende Verknüpfung von kulturellen mit sozialen Anliegen. Ein Beispiel dafür liefert etwa die KRATZER AUTOMATION AG aus Unterschleißheim, die sich für Anerkennung künstlerischer Leistungen von Menschen mit Behinderung engagiert und dafür 2017 den Deutschen Kulturförderpreis gewonnen hat. Andere wiederum bemühen sich darum, Menschen aus allen sozialen Schichten den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen oder unterstützen die Integration von Flüchtlingen über kulturelle Angebote.
Beim Kulturkreis gibt es auch einen eigenen Arbeitskreis zum Thema „Corporate Collecting“: Worin liegt der Reiz für ein Unternehmen, eine Sammlung aufzubauen und zu unterhalten?
Mich beeindruckt gerade in unserem Arbeitskreis Corporate Collecting – er vereint knapp 40 kunstsammelnde Unternehmen vom Mittelstand bis zum global agierenden Konzern – immer wieder die große Fachkunde und Ernsthaftigkeit im Umgang mit den jeweiligen Sammlungen sowie die Vielfalt der Sammlungskonzepte. Es ist keinesfalls so, dass die Impulse, die eine Sammlung nach innen in ein Unternehmen oder nach außen in die Gesellschaft geben kann, allein durch ihre Größe und den materiellen Wert ihrer Objekte bestimmt werden. Die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit Kunstwerken kann uns aus unserer „Komfortzone“ holen und einen Freiraum ermöglichen, in dem wir diskutieren, nachdenken, erforschen, hinterfragen, emotional bewegt werden und agieren können. Das ist keine Frage des Budgets, sondern macht für mich den eigentlichen Reiz der Kunst aus.
Unternehmen mit Sammlungen beschwören gerne die positive Wirkung der Kunst nach innen. Nicht immer wird das in der Praxis so eingelöst. Wie kann ein Unternehmen die Kunst im Hause zu einem echten Impulsgeber machen?
Es gibt keinen Königsweg zur Belebung einer Sammlung. Jedes Unternehmen muss hier selbst erfinderisch sein. Aber man kann immer von anderen Konzepten lernen. Meiner Meinung nach können Unternehmenssammlungen ihre Strahlkraft besonders erfolgreich nach innen und letztlich dann auch nach außen entfalten, wenn im Kreis der Mitarbeiter und der Geschäftsleitung ein Klima der Wertschätzung für die Sammlung und Interesse an ihr geschaffen werden kann. Wenn die Existenz der Sammlung in den Köpfen nicht präsent ist, kann sie auch keine Wirkung entfalten. Ich persönlich empfinde die Präsentation von Firmensammlungen besonders spannend, wenn sie „atmet“, also immer wieder mit ihr gearbeitet wird und sie damit, einem Musikinstrument vergleichbar, stets neue „Töne“ erzeugen kann.
Welche Rolle spielt die Vermittlung?
Es erscheint mir wichtig, dass Angebote zur Interpretation des Gezeigten vermittelt werden. Es ist egal, ob es sich dabei um Dauer- oder Sonderpräsentationen handelt. Beide bieten die Möglichkeit, etwas Ideelles gemeinsam zu erleben und miteinander ins Gespräch zu kommen. Das Besondere bei Kunst ist ja gerade: Gemeinsames „Sehen“ heißt nicht, dass alle das Gleiche wahrnehmen! Kunst geht vom Objekt aus, sie findet aber eigentlich im Kopf statt. Und jeder Kopf kann anders kreativ sein! Und darum geht es genau.
Nehmen Sie sich persönlich hin und wieder Zeit für Kunst und Kultur? Gibt es etwas, das Sie zuletzt besonders fasziniert hat?
Ich teile das Schicksal vieler für die Kunst und Kultur Verantwortlicher: Man hat das Glück, dass die Gedanken ohnehin den ganzen Tag lang um Kultur kreisen, und gleichzeitig das Pech, dass viel zu wenig Zeit für den eigenen Kunstgenuss bleibt. Ich habe im Geist eine Riesenliste von Ausstellungen, Theaterstücken und Konzerten, die ich gerne sehen, erleben und hören würde. Tatsächlich schaffe ich nur einen Bruchteil davon. Unverhofft spannend war für mich kürzlich der Besuch des 2016 eröffneten Museums Voorlinden in Den Haag, ein Haus, in dem privat gesammelte Kunst eines Unternehmers mit einer außergewöhnlichen Architektur und der umgebenden Natur eine ganz besondere Verbindung eingeht. Wirklich alle Gäste – ob klein, ob groß, alt oder jung – hatten ein Lächeln im Gesicht! Dass Kunst so etwas schaffen kann, fasziniert mich.
KUNST & UNTERNEHMEN
| 6. Oktober 2018 |
Kunst und Kultur als Pfeiler einer kreativen und freien Gesellschaft
Grußwort von Thomas Helfrich, Leiter Bayer Kultur
anlässlich der Musikpreisverleihung "Ton & Erklärung 2018"
am 7. Oktober 2018 in der Deutschen Oper am Rhein, Düsseldorf
Thomas Helfrich, Leiter Bayer Kultur; Foto: Kulturkreis/Udo Geisler
Sehr geehrter Herr Professor Meyer*,
sehr geehrter Herr Dr. Börsig,
liebe Frau Dr. Nentwig,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
als Sie, liebe Frau Dr. Nentwig, im Mai vergangenen Jahres anfragten, ob Bayer Kultur den diesjährigen Gesangswettbewerb "Ton & Erklärung" ausrichten könne, mussten wir nicht lange nachdenken. Zum einen gehören die Gesangswettbewerbe traditionell zu den schönsten und strahlkräftigsten Musikwettbewerben des Kulturkreises. Und unsere Bayer Philharmoniker, die auch heute die Preisträger begleiten, sind bestens erprobt im harmonischen Zusammenspiel. Zum anderen ist uns die Förderung junger Künstler eine Herzensangelegenheit seit Gründung der Bayer Kulturabteilung vor mehr als 100 Jahren.
Auch als sich der Kulturkreis 1951 zu seiner konstituierenden Sitzung auf Schloss Brühl traf, ging es um die Förderung von Kunst und Kultur. Der damalige Gründungsvorsitzende, Dr. Hermann Reusch, hatte dabei einen besonderen Fördergedanken im Sinn – nämlich die kulturelle Förderung von Unternehmern.
In seiner Gründungsrede führte er denn auch aus, dass – ich zitiere - "der Wirtschaftler, der mit den Dingen des Alltags in so übermäßiger Weise befasst und belastet wird, von Natur aus als amusisch gilt." Reusch hielt dieses Urteil für grundsätzlich falsch, stellte aber auch fest, dass Unternehmen im hektischen Betriebsalltag oft der Blick für kulturelle Belange fehle. Deshalb war ihm, wie den übrigen Teilnehmern die Gründung eines Kulturkreises der deutschen Wirtschaft so wichtig. 67 Jahre später hat sich an der Ausgangslage nur wenig geändert. Beim Stichwort Kultur denken wir Unternehmen heute oft an Unternehmenskultur. Kunst? Ja gerne, aber nur wenn sie auf die Markenidentität einzahlt und so einen Mehrwert generiert. Dabei es gibt sehr gute Gründe, warum Investitionen in Kultur wirtschaftlich unbedingt notwendig sind, auch wenn sie nicht zum Kerngeschäft gehören.
Ein Grund, weshalb die Wirtschaft eine starke Kulturszene braucht, ist zum Beispiel, dass sie dazu beiträgt, Arbeitskräfte anzulocken und zu halten. Dies ist besonders wichtig für Unternehmen, die versuchen, gut ausgebildete Fachkräfte aus der ganzen Welt anzuziehen. Die besten und intelligentesten Mitarbeiter sind kosmopolitisch geprägt und erwarten als Weltbürger mehr als einen gut sortierten Supermarkt um die Ecke, wenn sie sich für einen Arbeitgeber entscheiden. Vielmehr gehören dazu auch ein gutes kulturelles Programm und hervorragende Bildungseinrichtungen.
Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt in Kunst und Kultur zu investieren. Politik und Wirtschaft setzen bei der Entwicklung unserer Gesellschaft auf kreative, innovative und ideenreiche Mitbürger. Diese müssen sich allerdings erst einmal bereitwillig neuen Ideen aussetzen sowie bereit für den notwendigen Wandel in unserer Gesellschaft sein. Eine lebendige Kunst- und Kulturgemeinschaft ist daher der einfachste Weg, dies zu ermöglichen.
Der amerikanische Neurowissenschaftler Gregory Berns bringt es so auf den Punkt: "Um die Dinge anders zu sehen als andere Menschen, ist es am effektivsten, das Gehirn mit Dingen zu bombardieren, die ihm noch nie zuvor begegnet sind".
Wenn Sie zum Beispiel Fußball-Fan sind, wird es Ihnen großen Spaß machen, eine Saison nach der anderen im Stadion zu verbringen. Kreativer werden Sie dadurch aber nicht (eher schwankt die Stimmung je nach Endergebnis). Anders verhält es sich, wenn Sie sich am Tag nach dem Spiel eine Ausstellung im Museum mit zeitgenössischer bildender Kunst anschauen. Dabei geht es weniger darum, abstrakte Kunst toll zu finden (obwohl das durchaus passieren kann, wenn man mit einem offenen Geist durch eine Ausstellung geht).
Der Punkt ist, bewusst etwas anderes auszuprobieren und auf seinen Geist wirken zu lassen. Denn das bringt die Neuronen in Ihrem Gehirn in Wallung und befeuert neue Denkweisen. Davon profitiert dann schließlich auch die Wirtschaft. Als Unternehmen sind wir in einem ständigen Wettbewerb und müssen mit der globalen Konkurrenz mithalten, aber wir sind eben auch nur so gut, wie unsere letzte kreative Idee.
Wenn Deutschland wirklich ein Land der Ideen sein soll - auf der Suche nach neuen Produkten, auf der Suche nach einem nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt, auf der Suche nach mehr Effizienz in der Produktion, dann müssen wir kreativ sein. Wir müssen aufhören, Kunst und Kultur als einfach schöne Dinge zu betrachten. Sie sind ebenso wichtig wie gut erhaltene Straßen und Brücken. Indem sie uns die Möglichkeit geben, unseren Geist mit neuen Ideen und Erfahrungen zu stimulieren, geben sie uns die Möglichkeit, kreativer zu werden.
Lassen Sie uns im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft auch in Zukunft in die geistige Infrastruktur investieren und Kunst und Kultur als Pfeiler einer kreativen und freien Gesellschaft fest verankern. Ihnen, liebes Publikum, liebe Künstlerinnen und Künstler, wünsche ich nun ein schönes Konzert, das ganz sicherlich unsere Gehirne mit Dingen bombardieren wird.
Vielen Dank.
* Generalintendant der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg
sehr geehrter Herr Dr. Börsig,
liebe Frau Dr. Nentwig,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
als Sie, liebe Frau Dr. Nentwig, im Mai vergangenen Jahres anfragten, ob Bayer Kultur den diesjährigen Gesangswettbewerb "Ton & Erklärung" ausrichten könne, mussten wir nicht lange nachdenken. Zum einen gehören die Gesangswettbewerbe traditionell zu den schönsten und strahlkräftigsten Musikwettbewerben des Kulturkreises. Und unsere Bayer Philharmoniker, die auch heute die Preisträger begleiten, sind bestens erprobt im harmonischen Zusammenspiel. Zum anderen ist uns die Förderung junger Künstler eine Herzensangelegenheit seit Gründung der Bayer Kulturabteilung vor mehr als 100 Jahren.
Auch als sich der Kulturkreis 1951 zu seiner konstituierenden Sitzung auf Schloss Brühl traf, ging es um die Förderung von Kunst und Kultur. Der damalige Gründungsvorsitzende, Dr. Hermann Reusch, hatte dabei einen besonderen Fördergedanken im Sinn – nämlich die kulturelle Förderung von Unternehmern.
In seiner Gründungsrede führte er denn auch aus, dass – ich zitiere - "der Wirtschaftler, der mit den Dingen des Alltags in so übermäßiger Weise befasst und belastet wird, von Natur aus als amusisch gilt." Reusch hielt dieses Urteil für grundsätzlich falsch, stellte aber auch fest, dass Unternehmen im hektischen Betriebsalltag oft der Blick für kulturelle Belange fehle. Deshalb war ihm, wie den übrigen Teilnehmern die Gründung eines Kulturkreises der deutschen Wirtschaft so wichtig. 67 Jahre später hat sich an der Ausgangslage nur wenig geändert. Beim Stichwort Kultur denken wir Unternehmen heute oft an Unternehmenskultur. Kunst? Ja gerne, aber nur wenn sie auf die Markenidentität einzahlt und so einen Mehrwert generiert. Dabei es gibt sehr gute Gründe, warum Investitionen in Kultur wirtschaftlich unbedingt notwendig sind, auch wenn sie nicht zum Kerngeschäft gehören.
Ein Grund, weshalb die Wirtschaft eine starke Kulturszene braucht, ist zum Beispiel, dass sie dazu beiträgt, Arbeitskräfte anzulocken und zu halten. Dies ist besonders wichtig für Unternehmen, die versuchen, gut ausgebildete Fachkräfte aus der ganzen Welt anzuziehen. Die besten und intelligentesten Mitarbeiter sind kosmopolitisch geprägt und erwarten als Weltbürger mehr als einen gut sortierten Supermarkt um die Ecke, wenn sie sich für einen Arbeitgeber entscheiden. Vielmehr gehören dazu auch ein gutes kulturelles Programm und hervorragende Bildungseinrichtungen.
Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt in Kunst und Kultur zu investieren. Politik und Wirtschaft setzen bei der Entwicklung unserer Gesellschaft auf kreative, innovative und ideenreiche Mitbürger. Diese müssen sich allerdings erst einmal bereitwillig neuen Ideen aussetzen sowie bereit für den notwendigen Wandel in unserer Gesellschaft sein. Eine lebendige Kunst- und Kulturgemeinschaft ist daher der einfachste Weg, dies zu ermöglichen.
Der amerikanische Neurowissenschaftler Gregory Berns bringt es so auf den Punkt: "Um die Dinge anders zu sehen als andere Menschen, ist es am effektivsten, das Gehirn mit Dingen zu bombardieren, die ihm noch nie zuvor begegnet sind".
Wenn Sie zum Beispiel Fußball-Fan sind, wird es Ihnen großen Spaß machen, eine Saison nach der anderen im Stadion zu verbringen. Kreativer werden Sie dadurch aber nicht (eher schwankt die Stimmung je nach Endergebnis). Anders verhält es sich, wenn Sie sich am Tag nach dem Spiel eine Ausstellung im Museum mit zeitgenössischer bildender Kunst anschauen. Dabei geht es weniger darum, abstrakte Kunst toll zu finden (obwohl das durchaus passieren kann, wenn man mit einem offenen Geist durch eine Ausstellung geht).
Der Punkt ist, bewusst etwas anderes auszuprobieren und auf seinen Geist wirken zu lassen. Denn das bringt die Neuronen in Ihrem Gehirn in Wallung und befeuert neue Denkweisen. Davon profitiert dann schließlich auch die Wirtschaft. Als Unternehmen sind wir in einem ständigen Wettbewerb und müssen mit der globalen Konkurrenz mithalten, aber wir sind eben auch nur so gut, wie unsere letzte kreative Idee.
Wenn Deutschland wirklich ein Land der Ideen sein soll - auf der Suche nach neuen Produkten, auf der Suche nach einem nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt, auf der Suche nach mehr Effizienz in der Produktion, dann müssen wir kreativ sein. Wir müssen aufhören, Kunst und Kultur als einfach schöne Dinge zu betrachten. Sie sind ebenso wichtig wie gut erhaltene Straßen und Brücken. Indem sie uns die Möglichkeit geben, unseren Geist mit neuen Ideen und Erfahrungen zu stimulieren, geben sie uns die Möglichkeit, kreativer zu werden.
Lassen Sie uns im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft auch in Zukunft in die geistige Infrastruktur investieren und Kunst und Kultur als Pfeiler einer kreativen und freien Gesellschaft fest verankern. Ihnen, liebes Publikum, liebe Künstlerinnen und Künstler, wünsche ich nun ein schönes Konzert, das ganz sicherlich unsere Gehirne mit Dingen bombardieren wird.
Vielen Dank.
* Generalintendant der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg
KUNST & UNTERNEHMEN
| 2. Oktober 2018 |
KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION: Am Puls der Zeit
ars viva 2019, KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION © Kulturkreis/Udo Geisler
Vom 7. Oktober 2018 bis 19. Januar 2019 zeigt KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION Werke der aktuellen ars viva-Preisträger. Dr. Franziska Nentwig, Geschäftsführerin des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft, sprach mit Monika Schnetkamp, Unternehmerin und Gründerin der Stiftung, über die Besonderheiten ihrer Institution und die Gründe für eine Kooperation mit dem Kulturkreis.
Franziska Nentwig: In diesem Jahr feiert KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION das zehnjähriges Jubiläum. Was unterscheidet KAI 10 von anderen privaten Kunstmuseen?
Monika Schnetkamp: KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION ist kein Sammlungsmuseum wie andere private Kunstmuseen, sondern eine öffentliche, nicht kommerzielle Kunstinstitution, in der ein zeitgenössisches Ausstellungsprogramm gezeigt, dem Publikum vermittelt und öffentlich zur Diskussion gestellt wird. KAI 10 bildet die institutionelle Basis zur Förderung junger Künstler durch die von mir gegründete gemeinnützige Arthena Foundation. Unser Ausstellungshaus ist bei freiem Eintritt zu regulären Öffnungszeiten zugänglich und stellt somit ein innovatives Modell der unternehmerischen Förderung in der Kunst- und Institutionslandschaft dar und bereichert neben den kommunalen Ausstellungshäusern die Kunstlandschaft im Rheinland.
KAI 10 versteht sich als geistige Werkstatt, in der junge Künstler*innen, Kulturschaffende und der wissenschaftliche Nachwuchs bei der Umsetzung ihrer Projekte unterstützt und gefördert werden. In jährlich zwei bis drei Gruppenausstellungen werden unterschiedliche thematische Komplexe einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und deren künstlerische, gesellschaftliche und mediale Berührungspunkte aufgezeigt. Unser Fokus richtet sich auf die junge, aktuelle Kunst, bindet aber auch etablierte Positionen ein.
Wir setzen über das konkrete Ausstellungsprogramm hinaus besonders das kreative Potential, den Schaffensprozess und damit die Entstehung von Kunstwerken oder Inszenierungen vor Ort ins Zentrum. Im Jahr 2013 wurde die Stiftung mit einem derartigen „Work in progress“-Projekt eingeladen, an der 55. Biennale in Venedig teilzunehmen. Das ungewöhnliche Projekt des Künstlers Thomas Zipp zum aktuellen Thema Hirnforschung wurde zu einem Highlight der Biennale.
Der Arthena Foundation ist es außerdem wichtig, die Ideen der jungen Kulturschaffenden mit einem umfangreichen Rahmenprogramm dem Publikum zu vermitteln. Eine Publikation zu jedem Projekt dokumentiert und vertieft die inhaltlichen Schwerpunkte. Darüber hinaus kooperieren wir im wissenschaftlichen Bereich u. a. mit der Universität Düsseldorf, der Universität Köln und der Freien Universität Berlin.
Eine nicht kommerzielle Kunstinstitution und eine Stiftung zu gründen, ist eine große Idee und vor allem in der Umsetzung ein ambitioniertes Projekt. Welche Hürden mussten Sie überwinden?
Die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung unterliegt natürlich dem deutschen Stiftungsrecht. Somit gab es viele formale und gesetzliche Vorgaben des Stiftungsrechts bis zur Gründung zu erfüllen. Das war ein langer bürokratischer Weg.
Das Ausstellungshaus in architektonischer Hinsicht zu einem Ort für Kunstpräsentationen umzubauen, war schon schwieriger, da wir mit den baulichen Gegebenheiten des alten Getreidespeichers im Hafen die vielen baulichen Auflagen für ein „öffentlich zu nutzendes Gebäude“ zu erfüllen hatten, insbesondere was das komplexe Thema Brandschutz betrifft. Mit Respekt und Einfühlung in die Geschichte gestaltete das Architekturbüro Droste, Droste & Urban die Speicherstätte zu einem Ort für Kunstausstellungen um. Innovativ und unkonventionell nutzt die Ausstellungsarchitektur die konstruktive Notwendigkeit von 40 Stützpfeilern, um dem Raum eine unverwechselbare Struktur zu geben und gleichzeitig zu demonstrieren, dass es für Kunstpräsentationen nicht immer der White Cube sein muss.
Warum haben Sie für Ihr Projekt die Trägerschaft einer Stiftung gewählt?
Als Unternehmerin verstehe ich Unternehmertum als gesellschaftlich verantwortungsvolles Tun und möchte der Gesellschaft auch etwas zurückgeben. Der Einsatz von privaten Mitteln für den gesellschaftlichen Nutzen ist mir wichtig. Die gemeinnützige Stiftung kann auch über mein eigenes Leben hinaus positiv und nachhaltig für die Gesellschaft wirken. Kunst ist eine lebenslange Leidenschaft von mir und daher ist es mir ein Herzensanliegen, mich hier zu engagieren, zeitgenössische Kunst zu fördern und jüngere Künstler*innen zu unterstützen und in ihrer Entwicklung zu begleiten. Daher habe ich mich für die Gründung einer Stiftung zur Förderung von Kunst entschieden. In Anlehnung an die griechische Göttin Athene, die Göttin für Kultur und Wissenschaft, versteht sich diese Stiftung als Bindeglied zwischen Kultur und Wissenschaft.
Warum haben Sie gerade Düsseldorf als Standort für die Institution KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION gewählt?
Das war eine ganz bewusste Entscheidung. In Düsseldorf ist die Dichte und Vernetzung der Institute für Gegenwartskunst sehr groß, hier leben und arbeiten viele Künstler*innen und es gibt eine renommierte, weltweit bekannte Kunstakademie, die Studierende aus aller Welt anzieht. Darüber hinaus gibt es in der Stadt eine lange Tradition in der Förderung von Kunst und Kultur. An diese Tradition der Kunst- und Kulturförderung wollte ich mit der Arthena Foundation anknüpfen.
Warum verzichten Sie auf die Erhebung von Eintritt?
Ich habe mich von Anfang an entschieden, in KAI 10 keinen Eintritt zu nehmen. Zeitgenössische Kunst ist für die breite Öffentlichkeit nicht immer leicht zu verstehen und kommt oft sperrig und kompliziert daher. Wir erheben keinen Eintritt, um einerseits die Hemmschwelle gegenüber der zeitgenössischen Kunst zu eliminieren und andererseits KAI 10 zu einem lebendigen Ort der täglichen Begegnung mit Gegenwartskunst für jeden Einzelnen zu machen, vor allem auch für jüngere Menschen. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht und die guten Besucherzahlen sprechen für sich.
Wo steht Kai 10 heute und was wollen Sie in Zukunft erreichen?
KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION ist nun im zehnten Jahr des Bestehens und kann auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken. Seit September 2008 konnten über 29 Projekte mit über 150 Künstler*innen, vornehmlich der jüngeren Generation wie Stefan Pfeiffer, Mary-Audrey Ramirez, Kris Lemsalu oder Eva Kotátková verwirklicht werden, wobei auch international etablierte Positionen wie zum Beispiel Rachel Harrison, Heimo Zobernig oder Isa Genzken einbezogen wurden. Viele der in unserem Hause bereits früh gezeigten jungen Künstler*innen sind in der Zwischenzeit bekannte Namen. Das ist natürlich eine schöne Bestätigung für unsere bisherige Künstlerauswahl. In Zukunft möchten wir weiterhin ein qualitativ anspruchsvolles aktuelles Programm mit thematischen Gruppenausstellungen zeigen, immer ganz nah am Puls der Zeit sein und die neuesten Kunstströmungen aufzeigen. In Zeiten der Globalisierung möchten wir in Zukunft noch verstärkt mit anderen internationalen Institutionen kooperieren, um internationale Tendenzen der Gegenwartskunst sichtbar zu machen.
Der Kulturkreis und KAI 10 realisieren eine ars viva-Ausstellung zur Präsentation der aktuellen Preisträger. Die Entscheidung zur Kooperation fiel bevor die neuen Preisträger feststanden. Sie wussten anfangs nicht, welche Künstler Sie in Ihrem Haus zeigen werden. Warum haben Sie sich für eine Zusammenarbeit mit uns entschlossen?
Der ars viva-Preis ist ein international renommierter Kunstpreis der an junge Künstler*innen vergeben wird, deren Arbeiten sich durch richtungsweisendes Potenzial sowie hohe künstlerische Qualität auszeichnen und der mit Preisträgerausstellungen verbunden ist. In der Vergangenheit gehörten heute sehr bekannte Namen wie Corinne Wasmuht, Kai Althoff, John Bock und Simon Denny dazu. Qualitativ gute zeitgenössische Kunst zu zeigen und jüngere Künstler*innen zu fördern und in ihrer Entwicklung zu begleiten, entspricht auch dem inhaltlichen Konzept der KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION.
Seit langen Jahren bin ich als Unternehmerin mit meiner Firma Mitglied im Kulturkreis und kenne die Ausstellungen mit den Künstler*innen des ars viva-Preises. Die definierten Förderziele und Fördergedanken des Kulturkreises haben mich so überzeugt, dass sie mit ausschlaggebend waren für meine Stiftungsgründung.
Das Interview erschien im Kulturkreis Magazin No 62, das im Herbst 2018 veröffentlicht wurde.
Franziska Nentwig: In diesem Jahr feiert KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION das zehnjähriges Jubiläum. Was unterscheidet KAI 10 von anderen privaten Kunstmuseen?
Monika Schnetkamp: KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION ist kein Sammlungsmuseum wie andere private Kunstmuseen, sondern eine öffentliche, nicht kommerzielle Kunstinstitution, in der ein zeitgenössisches Ausstellungsprogramm gezeigt, dem Publikum vermittelt und öffentlich zur Diskussion gestellt wird. KAI 10 bildet die institutionelle Basis zur Förderung junger Künstler durch die von mir gegründete gemeinnützige Arthena Foundation. Unser Ausstellungshaus ist bei freiem Eintritt zu regulären Öffnungszeiten zugänglich und stellt somit ein innovatives Modell der unternehmerischen Förderung in der Kunst- und Institutionslandschaft dar und bereichert neben den kommunalen Ausstellungshäusern die Kunstlandschaft im Rheinland.
KAI 10 versteht sich als geistige Werkstatt, in der junge Künstler*innen, Kulturschaffende und der wissenschaftliche Nachwuchs bei der Umsetzung ihrer Projekte unterstützt und gefördert werden. In jährlich zwei bis drei Gruppenausstellungen werden unterschiedliche thematische Komplexe einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und deren künstlerische, gesellschaftliche und mediale Berührungspunkte aufgezeigt. Unser Fokus richtet sich auf die junge, aktuelle Kunst, bindet aber auch etablierte Positionen ein.
Wir setzen über das konkrete Ausstellungsprogramm hinaus besonders das kreative Potential, den Schaffensprozess und damit die Entstehung von Kunstwerken oder Inszenierungen vor Ort ins Zentrum. Im Jahr 2013 wurde die Stiftung mit einem derartigen „Work in progress“-Projekt eingeladen, an der 55. Biennale in Venedig teilzunehmen. Das ungewöhnliche Projekt des Künstlers Thomas Zipp zum aktuellen Thema Hirnforschung wurde zu einem Highlight der Biennale.
Der Arthena Foundation ist es außerdem wichtig, die Ideen der jungen Kulturschaffenden mit einem umfangreichen Rahmenprogramm dem Publikum zu vermitteln. Eine Publikation zu jedem Projekt dokumentiert und vertieft die inhaltlichen Schwerpunkte. Darüber hinaus kooperieren wir im wissenschaftlichen Bereich u. a. mit der Universität Düsseldorf, der Universität Köln und der Freien Universität Berlin.
Eine nicht kommerzielle Kunstinstitution und eine Stiftung zu gründen, ist eine große Idee und vor allem in der Umsetzung ein ambitioniertes Projekt. Welche Hürden mussten Sie überwinden?
Die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung unterliegt natürlich dem deutschen Stiftungsrecht. Somit gab es viele formale und gesetzliche Vorgaben des Stiftungsrechts bis zur Gründung zu erfüllen. Das war ein langer bürokratischer Weg.
Das Ausstellungshaus in architektonischer Hinsicht zu einem Ort für Kunstpräsentationen umzubauen, war schon schwieriger, da wir mit den baulichen Gegebenheiten des alten Getreidespeichers im Hafen die vielen baulichen Auflagen für ein „öffentlich zu nutzendes Gebäude“ zu erfüllen hatten, insbesondere was das komplexe Thema Brandschutz betrifft. Mit Respekt und Einfühlung in die Geschichte gestaltete das Architekturbüro Droste, Droste & Urban die Speicherstätte zu einem Ort für Kunstausstellungen um. Innovativ und unkonventionell nutzt die Ausstellungsarchitektur die konstruktive Notwendigkeit von 40 Stützpfeilern, um dem Raum eine unverwechselbare Struktur zu geben und gleichzeitig zu demonstrieren, dass es für Kunstpräsentationen nicht immer der White Cube sein muss.
Warum haben Sie für Ihr Projekt die Trägerschaft einer Stiftung gewählt?
Als Unternehmerin verstehe ich Unternehmertum als gesellschaftlich verantwortungsvolles Tun und möchte der Gesellschaft auch etwas zurückgeben. Der Einsatz von privaten Mitteln für den gesellschaftlichen Nutzen ist mir wichtig. Die gemeinnützige Stiftung kann auch über mein eigenes Leben hinaus positiv und nachhaltig für die Gesellschaft wirken. Kunst ist eine lebenslange Leidenschaft von mir und daher ist es mir ein Herzensanliegen, mich hier zu engagieren, zeitgenössische Kunst zu fördern und jüngere Künstler*innen zu unterstützen und in ihrer Entwicklung zu begleiten. Daher habe ich mich für die Gründung einer Stiftung zur Förderung von Kunst entschieden. In Anlehnung an die griechische Göttin Athene, die Göttin für Kultur und Wissenschaft, versteht sich diese Stiftung als Bindeglied zwischen Kultur und Wissenschaft.
Warum haben Sie gerade Düsseldorf als Standort für die Institution KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION gewählt?
Das war eine ganz bewusste Entscheidung. In Düsseldorf ist die Dichte und Vernetzung der Institute für Gegenwartskunst sehr groß, hier leben und arbeiten viele Künstler*innen und es gibt eine renommierte, weltweit bekannte Kunstakademie, die Studierende aus aller Welt anzieht. Darüber hinaus gibt es in der Stadt eine lange Tradition in der Förderung von Kunst und Kultur. An diese Tradition der Kunst- und Kulturförderung wollte ich mit der Arthena Foundation anknüpfen.
Warum verzichten Sie auf die Erhebung von Eintritt?
Ich habe mich von Anfang an entschieden, in KAI 10 keinen Eintritt zu nehmen. Zeitgenössische Kunst ist für die breite Öffentlichkeit nicht immer leicht zu verstehen und kommt oft sperrig und kompliziert daher. Wir erheben keinen Eintritt, um einerseits die Hemmschwelle gegenüber der zeitgenössischen Kunst zu eliminieren und andererseits KAI 10 zu einem lebendigen Ort der täglichen Begegnung mit Gegenwartskunst für jeden Einzelnen zu machen, vor allem auch für jüngere Menschen. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht und die guten Besucherzahlen sprechen für sich.
Wo steht Kai 10 heute und was wollen Sie in Zukunft erreichen?
KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION ist nun im zehnten Jahr des Bestehens und kann auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken. Seit September 2008 konnten über 29 Projekte mit über 150 Künstler*innen, vornehmlich der jüngeren Generation wie Stefan Pfeiffer, Mary-Audrey Ramirez, Kris Lemsalu oder Eva Kotátková verwirklicht werden, wobei auch international etablierte Positionen wie zum Beispiel Rachel Harrison, Heimo Zobernig oder Isa Genzken einbezogen wurden. Viele der in unserem Hause bereits früh gezeigten jungen Künstler*innen sind in der Zwischenzeit bekannte Namen. Das ist natürlich eine schöne Bestätigung für unsere bisherige Künstlerauswahl. In Zukunft möchten wir weiterhin ein qualitativ anspruchsvolles aktuelles Programm mit thematischen Gruppenausstellungen zeigen, immer ganz nah am Puls der Zeit sein und die neuesten Kunstströmungen aufzeigen. In Zeiten der Globalisierung möchten wir in Zukunft noch verstärkt mit anderen internationalen Institutionen kooperieren, um internationale Tendenzen der Gegenwartskunst sichtbar zu machen.
Der Kulturkreis und KAI 10 realisieren eine ars viva-Ausstellung zur Präsentation der aktuellen Preisträger. Die Entscheidung zur Kooperation fiel bevor die neuen Preisträger feststanden. Sie wussten anfangs nicht, welche Künstler Sie in Ihrem Haus zeigen werden. Warum haben Sie sich für eine Zusammenarbeit mit uns entschlossen?
Der ars viva-Preis ist ein international renommierter Kunstpreis der an junge Künstler*innen vergeben wird, deren Arbeiten sich durch richtungsweisendes Potenzial sowie hohe künstlerische Qualität auszeichnen und der mit Preisträgerausstellungen verbunden ist. In der Vergangenheit gehörten heute sehr bekannte Namen wie Corinne Wasmuht, Kai Althoff, John Bock und Simon Denny dazu. Qualitativ gute zeitgenössische Kunst zu zeigen und jüngere Künstler*innen zu fördern und in ihrer Entwicklung zu begleiten, entspricht auch dem inhaltlichen Konzept der KAI 10 I ARTHENA FOUNDATION.
Seit langen Jahren bin ich als Unternehmerin mit meiner Firma Mitglied im Kulturkreis und kenne die Ausstellungen mit den Künstler*innen des ars viva-Preises. Die definierten Förderziele und Fördergedanken des Kulturkreises haben mich so überzeugt, dass sie mit ausschlaggebend waren für meine Stiftungsgründung.
Das Interview erschien im Kulturkreis Magazin No 62, das im Herbst 2018 veröffentlicht wurde.